MORO Fläche

moro_banner_logo
Herzlich Wilkommen auf der Homepage des MORO Regionale Steuerung der Siedlungs- und Freiraumentwicklung

Copyright ILS Research

Kassel
Region Kassel

Quelle: ZRK Kassel

Freiburg
Region Freiburg

Quelle: Region Freiburg

Region Rhein-Neckar
Metropolregion Rhein-Neckar

Quelle: Metropolregion Rhein-Neckar

Metropolregion Hamburg
Metropolregion Hamburg

Quelle: AdobeStock_385297637

Region Werra-Wartburg
Werra-Wartburgregion

Quelle: WWR e.V.

Region Wunsiedel
Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge

Quelle: Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge

Region Niedersachsen-Bremen
Region Bremen

Quelle: Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen e.V.

previous arrowprevious arrow
next arrownext arrow

Aktuell:

Neue Kurzexpertise zum Schweizer "Programm Agglomerationsverkehr" erschienen

© AdobeStock_567693516

Mit dem „Programm Agglomerationsverkehr“ (PAV) verfolgt die Schweiz einen innovativen Ansatz, der die regionale Verkehrs- und Siedlungs-entwicklung integriert denkt und die regionale Kooperation unterstützt. Besonders hervorzuheben ist die hohe Verlässlichkeit der Planungen, die sich aus den stringent in regionalen Zusammenhängen und längerfristigen Perspektiven betrachteten verkehrs- und siedlungspolitischen Maßnahmen ergibt. Das PAV kann zudem als Vorbild für eine besonders effiziente Gewährung staatlicher Finanzmittel herangezogen werden. Auch wenn das schweizerische PAV nicht unmittelbar übertragbar ist, sind die darin enthaltenen Elemente für das deutsche Planungssystem interessant, da damit eine eklatante Lücke geschlossen werden könnte. Die Expertise kann über diesen Link heruntergeladen werden.

 

 

Flächenansprüche regional steuern - Tagung zum Ergebnistransfer aus dem MORO

Der Grünzug Bonn Nord an der Großwohnsiedlung in Bonn-Tannenbusch, Nordrhein-Westfalen / September 2021
© Markus Fehse 2021, Die Gestalt des Raumes, im Auftrag des BBSR

Die Regionalplanung und -entwicklung steht vor der Herausforderung, durch permanent wirkende sowie neue gesellschaftliche und politische Treiber entstehende Flächenansprüche mit einer nachhaltigen und flächensparenden Siedlungsentwicklung in Einklang zu bringen. Im Modellvorhaben der Raumordnung „Regionale Steuerung der Siedlungs- und Freiraumentwicklung“ haben sieben Modellvorhaben unterschiedliche Ansätze einer verbesserten Mengen- und Standortsteuerung der Siedlungs- und Freiraumentwicklung erprobt und weiterentwickelt. Die Bandbreite reicht von der Innenentwicklung und Nachverdichtung über die Wohnbaulandentwicklung und Steuerung von Gewerbe und Logistik an geeignete Standorte bis hin zur Gründung regionaler Organisationsstrukturen zur Unterstützung der kommunalen Ebene bei flächenrelevanten Aufgaben. Einen ausführlichen Bericht zur Veranstaltung sowie die Präsentationen finden Sie über diesen Link.

Das MORO Regionale Steuerung der Siedlungs- und Freiraumentwicklung

Die Regional- und Stadtentwicklung ist zeitgleich mit den Auswirkungen der Digitalisierung, der Klimakrise, der Energiekrise und der Coronapandemie konfrontiert. Aus diesen resultieren heute wie auch zukünftig neue Flächenansprüche im Raum. Mit dem MORO sollen solche neuen Flächenansprüche in verschiedenen Regionen Deutschlands und die Reaktionen der Planung in Modellvorhaben untersucht sowie Instrumente zur Steuerung der Flächeninanspruchnahme weiterentwickelt und neu erarbeitet werden.

Das Wirtschafts- und Wohlstandswachstum der letzten 150 Jahre war (und ist nach wie vor) eng mit einer steigenden Flächeninanspruchnahme verbunden. Die Besiedlung hat sich dabei zulasten der Landschafts- und Naturräume ausgedehnt, so dass heute knapp 15 Prozent der Fläche im Bundesgebiet als „Siedlungs- und Verkehrsfläche“ (SuV) klassifiziert werden. Zuletzt hat der Vereinigungsboom der 1990er-Jahre für eine besonders hohe Flächeninanspruchnahme mit zeitweise über 120 Hektar (SuV) pro Tag gesorgt. Seither ist die Flächeninanspruchnahme rückläufig und hat sich gegen Ende des letzten Jahrzehnts in Richtung 50 Hektar pro Tag verringert – trotz eines robusten wirtschaftlichen und demografischen Wachstums.

Mit dem MORO sollen sowohl die Entwicklung der Flächenansprüche als auch die regionalen Steuerungsmöglichkeiten der Flächeninanspruchnahme in den Blick genommen werden. Dabei werden zunächst bestehende Erkenntnisse und Ansätze erfasst und systematisiert. Auf diesen bauen die vorgesehenen regionalen Modellvorhaben auf. Mit ihnen soll der Umgang mit veränderten Flächenansprüchen und innovative Ansätze zu deren Steuerung erprobt werden. Link

                              eigene Darstellung

Modellregionen

Quellen: Region Freiburg, Verband Region Rhein-Neckar, Zweckverband Raum Kassel, Susanne Krebser, Mediaserver Hamburg / Roberto Hegeler (Metropolregion Hamburg), Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, WWR e.V. (Werra-Wartburgregion e.V.)

Aktuelle Trends der Flächennachfrage

Die Regional- und Stadtentwicklung ist zeitgleich mit den Auswirkungen der Digitalisierung, der Klimakrise und der Coronapandemie konfrontiert. Aus diesen resultieren heute wie auch zukünftig neue Flächenansprüche im Raum. Mit dem MORO sollen solche neuen Flächenansprüche in verschiedenen Regionen Deutschlands und die Reaktionen der Planung in Modellvorhaben untersucht sowie Instrumente zur Steuerung der Flächeninanspruchnahme weiterentwickelt sowie neu erarbeitet werden.

Eigene Darstellung

Von den Modellvorhaben erprobte Lösungsansätze — Infografik

Von den Modellvorhaben erprobte Lösungsansätze

Vier zentrale Interventionsmodi zur regionalen Steuerung der Siedlungsentwicklung
1

Aufbau gemeinsamer Datengrundlagen

Mehrere Regionen entwickelten systematische Datenmodelle und Kartenwerke, um Flächenpotenziale, Bedarfe und bestehende Nutzungen vergleichend zu erfassen (z. B. Siedlungsdichteanalysen, Flächenbedarfsmodelle, Raumkarten). Regionsweit verfügbare Datensätze ermöglichen in einigen Regionen erstmals eine großräumige Betrachtung und fundierte Standortanalysen. Herausforderungen bestehen in der Heterogenität der Datenquellen, der fehlenden Standardisierung sowie im hohen Erhebungsaufwand, insbesondere bei nicht digital vorliegenden Informationen. Eine Verstetigung der Datenerhebung erfordert klare Zuständigkeiten und Ressourcen über die Projektlaufzeit hinaus.

3

Unterlegung des Handlungsbedarfs mit Handlungswissen

Praktische Instrumente wie Arbeitshilfen, Pilotprojekte, Wettbewerbe und Beiräte unterstützen Kommunen bei der Umsetzung gemeinsamer Ziele. Vorteile dieses Vorgehens liegen darin, konkrete Orientierung für kommunale Abwägungs- und Entscheidungsprozesse zu bieten, Expertenwissen zu vermitteln und Alternativen für flächensparende Siedlungsentwicklungen aufzuzeigen. Impulse von außen können neue Ideen und Perspektiven vermitteln und wichtige Überzeugungsarbeit leisten. Entscheidend ist dabei die Anpassung an lokale Rahmenbedingungen und die aktive Einbindung lokaler Stakeholder – insbesondere politischer Entscheidungsträger.

2

Entwicklung gemeinsamer Zielsetzungen

Die Entwicklung gemeinsamer Zielsetzungen erwies sich als kritischer Erfolgsfaktor für die regionale Kooperation, wobei sich die Ansätze in ihrer Verbindlichkeit, ihrem thematischen Fokus und ihren organisatorischen Strukturen erheblich unterscheiden. Gemeinsame Leitlinien oder Zielsetzungen, so zeigt sich, haben das Potenzial, Themen in der Region stärker zu platzieren, das gegenseitige Verständnis unterschiedlicher Akteure mit voneinander abweichenden Interessen, Zielen oder Prioritäten zu fördern und somit Konflikten vorzubeugen. Der Prozess ist jedoch ressourcenintensiv, erfordert eine breite Beteiligung unterschiedlicher Stakeholder und stößt mitunter auf Vorbehalte, insbesondere hinsichtlich der kommunalen Planungshoheit. Auch die Rolle der politischen Gremien ist hier zu reflektieren, die etwaige Konzepte in ihre Beschlüsse aufnehmen sollten, damit diese Bindungswirkung entfalten können. Sonst bleiben Leitlinien und Ziele unverbindliche Empfehlungen, von denen jederzeit abgewichen werden kann.

4

Aufbau von Organisationsstrukturen zur Stärkung der Handlungsfähigkeit

Langfristig orientierte Institutionen wie Zweckverbände oder Innenentwicklungsgenossenschaften stärken die interkommunale Zusammenarbeit und ermöglichen es, die Kommunen bei anspruchsvollen flächenbezogenen Entwicklungsaufgaben zu unterstützen und zu entlasten. So sollen verbindliche Arbeitsstrukturen geschaffen werden, die gleichzeitig eine Mehrbelastung der Kommunen verhindern. Aufgaben, die auf kommunaler Ebene regelmäßig nicht leistbar sind, können durch die Struktur identifiziert, adressiert und bearbeitet werden. Auch Investitions- sowie finanzielle und flächenbezogene Ausgleichsmaßnahmen können auf diesem Wege koordiniert erfolgen. Erfolgreich sind diese Strukturen vor allem, wenn sie auf gewachsenen Kooperationsräumen beruhen und aus einem gemeinsamen Problemdruck heraus entstehen.

Werkzeugkasten – Bedienungsanleitungen, Praxistipps und Kernbotschaften

Werkzeugkasten - Bedienungsanleitungen, Praxistipps und Kernbotschaften der Modellvorhaben

Um die gewonnenen Erkenntnisse und erprobten Instrumente für andere Regionen zugänglich zu machen, haben die Modellvorhaben verschiedene Praxistipps, Kernbotschaften und Werkzeuge zusammengestellt.

1

Beirat für flächensparendes Bauen

Modellvorhaben: Metropolregion Rhein-Neckar

Der Beirat für flächensparendes Bauen berät Kommunen bei zukünftigen Wohnungsbauvorhaben im Innen- und Außenbereich. Der Werkzeugkasten liefert wichtige Hinweise zur Vorbereitung, Organisationsstruktur und zum Ablauf der Beiratssitzungen.

Zu den Inhalten →
2

Raumkarte, Eigentümeraktivierung und KI-Visualisierungen - Werkzeuge zur gezielten Innenentwicklung

Modellvorhaben: Werra-Wartburgregion

Aufgezeigt werden digitale Werkzeuge zur gezielten Innenentwicklung, Unterstützung bei der Aktivierung von Eigentümer:innen und Visualisierung von Potenzialflächen.

Zu den Inhalten →
3

ZIF - Interkommunales, integratives Flächenmanagement

Modellvorhaben: Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge

Übersicht über die Strukturen und Prozesse des neu gegründeten Zweckverbands sowie wichtige Hinweise zu Instrumenten und Methoden. Der Werkzeugkasten verweist auch auf identifizierte Erfolgsfaktoren und übertragbare "Quick Wins" für andere Kommunen.

Inhalte folgen bald →
4

Wohnraummobilisierung

Modellvorhaben: Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen

Der Werkzeugkasten zeigt empfohlene Strukturen der Wohnraummobilisierung für interkommunale oder regionale Zusammenschlüsse auf. Thematisiert werden u.a. die Verankerung des Themas Wohnraummobilisierung in einer regionalen Gesamtstrategie, Regionale Leitlinien und Ziele, Bewertungs- und Handlungsansätze sowie eine praktische Arbeitshilfe als Werkzeugkasten

Zu den Inhalten →
5

Nachhaltige Logistikflächen - Praxistipps

Modellvorhaben: RegioLog - Region Freiburg

  • I. Flächenkonkurrenzen begegnen – evidenzbasierte Entscheidungsgrundlagen schaffen
  • II. Lösungsoritentierte Wege anhand von Pilotprojekten erproben
  • III. Suchraumkulissen
  • IV. Instrumente und Handlungsebenen der Raumentwicklung
Zum ersten Inhalt →
6

Entwicklungsprogramm Gewerbeflächen - Kernbotschaften

Modellvorhaben: Region Kassel

Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Entstehungsprozess des Entwicklungsprogramms Gewerbeflächen werden in Kernbotschaften zu Themen wie Verantwortlichkeit, Kommunikation, Standortwahl und weiteren zusammengefasst.

Zu den Inhalten →
7

KomZerti - Zentrale Botschaften

Modellvorhaben: KomZerti - Metropolregion Hamburg

  • I. Instrumente bereitstellen – Selbstevaluierung ermöglichen
  • II. Austausch fördern
  • III. Niedrigschwelligkeit implementieren
  • IV. Inhaltliche Auseinandersetzung zum Flächensparen in den Vordergrund rücken
Zu den Inhalten →

Projektübergreifende Empfehlungen - 3x3 Reformpfade

Eine erste zentrale Erkenntnis ist, dass eine deutlich verbesserte Steuerung der Siedlungsentwicklung die Grenzen der freiwilligen Zusammenarbeit überschreiten muss. Unstrittig ist aber zugleich, dass das kommunale Handeln im Rahmen der Bauleitplanung und interkommunale Kooperationen das zentrale Fundament für die regionale Steuerung der Siedlungsentwicklung und damit auch für die abschließend kurz umrissenen Empfehlungen bilden. Insgesamt lassen sich drei Reformpfade ableiten, die ihrerseits wieder in je drei Empfehlungen gegliedert werden können (siehe folgende Abbildung).

Dieser Reformpfad diskutiert, welche Innovationen in der räumlichen Planung zu einer verbesserten Steuerung der Siedlungsentwicklung beitragen können. Ausgehend von dem Befund, dass eine bundesweite Mengenkontingentierung „von oben“ vom Bund hinunter bis zu den Kommunen im Sinne einer Regionalisierung der Flächensparziele derzeit nicht auf der politischen Agenda steht, nimmt er drei Ansatzpunkte in den Blick:

  • Erstens hebt er aktuelle Good-Practise-Beispiele positivplanerisch wirkender Instrumente der Regionalplanung, beispielweise zur flexibilisierten Mengensteuerung, Bedarfsnachweisen der Kommunen gegenüber der Regionalplanung oder kleinräumigen, an Orts- und Lagetypen orientierten Dichtevorgaben hervor.
  • Zweitens stellt er fest, dass die Diskrepanz zwischen regionalen Handlungsräumen und lokalen administrativen Zuständigkeiten stetig zunimmt. Das Verhältnis von Kommunen und Regionalplanung für regionale Themen sollte daher neu austariert werden. Es gilt wissenschaftlich auszuarbeiten und politisch zu prüfen, wie die Regionalplanung punktuell auf die kommunale Ebene herunterkommen könnte. Ein wesentlicher erster Schritt hin in diese Richtung wäre es zu identifizieren, welche Aufgaben in der Steuerung der Siedlungsentwicklung im Sinne des Gemeinwohls in eine regionale Verantwortung übergehen könnten und nach welchen Kriterien für diese Aufgaben die Grenze zwischen einer kommunalen und einer regionalen Zuständigkeit gezogen werden könnte.
  • Drittens greift der Reformpfad den Befund auf, dass eine erfolgreiche Entwicklung einer Region nur durch eine Kombination formeller, langfristig verbindlicher Planungsverfahren der Regionalplanung und informeller Ansätze einer prozess- und umsetzungsorientierten Regionalentwicklung möglich ist. Es gilt daher, systematisch die unterschiedlichen Kompetenzen für eine regionale Steuerung der Siedlungs- und Bestandsentwicklung von Regionalplanung und Formaten der Regionalentwicklung stärker strategisch und operativ zu verzahnen (Bündelung beider Aufgaben in einem „Haus der Region“).

Die Ergebnisse des MOROs zeigen, dass vor allem kleinere Kommunen mit der Wahrnehmung von stadtentwicklungspolitischen Aufgaben teils überfordert sind. Dies gilt insbesondere für Aufgaben, die über die klar definierten, ehemaligen Standardaufgaben in der Erweiterung des Siedlungsraums hinausgehen und kann alle Phasen der planerischen Arbeiten – von der Analyse über die Zielbestimmung und Konzeptentwicklung bis hin zu den eigentlichen Umsetzungsarbeiten betreffen. Der zweite Reformpfad diskutiert vor diesem Hintergrund:

  • wie über Wissensvermittlung und Planungsunterstützung zum Thema „Fläche“ sowie neue Datenangebote und digitale Tools auf der lokalen Ebene kommunale bauleitplanerische Entscheidungen zugunsten einer flächensparenden Siedlungsentwicklung beeinflusst werden können.
  • dass neue Ansätze zur operativen Zusammenarbeit kleinerer Kommunen, wie sie im MORO Fläche in den Modellvorhaben aus dem Landkreis Wunsiedel und der Werra-Wartburg-Region angestoßen wurden, weiter in der Praxis vor Ort erprobt werden sollten. Bund und/oder Länder sollten ein Programm aufsetzen, das eine systematische Erprobung und Etablierung der stadtentwicklungspoltischoperativen regionalen Zusammenarbeit zum Ziel hat.
  • dass das Planungs- und Raumordnungsrecht und die dahinterliegenden Organisationsstrukturen auf eine nachhaltige Erweiterung des Siedlungsraumes ausgerichtet sind. Die Mobilisierung von Innenentwicklungspotenzialen und Potenzialen im Siedlungsbestand erfordert hingegen ein anderes, auf Kommunikation, Eigentümeraktivierung und Boden- und Liegenschaftspolitik ausgerichtetes Instrumentarium. Um dieses Instrumentarium wirkungsvoll einsetzen zu können, fehlt es den Kommunen häufig an ausreichenden Planungskapazitäten und kontinuierlichen finanziellen Ressourcen. Der Reformpad diskutiert Ansätze, wie die Kommunen in die Lage versetzt werden können, ihre gesamte städtebauliche Entwicklung – inkl. der Innen- und Bestandsentwicklung – als kommunale Pflichtaufgabe wahrzunehmen, z.B. über planungsrechtliche Vereinfachungen oder die Stärkung des rechtlichen Instrumentariums gegenüber unkooperativen Eigentümerinnen und Eigentümern.

Der dritte Reformpfad rückt die fiskalischen und ökonomischen Anreize und Fehlanreize in der Siedlungsentwicklung in den Fokus. Diese prägen die Entscheidungen von lokaler Politik und Verwaltung, Haushalten und Unternehmen in der Siedlungsentwicklung. Derzeit (bzw. seit langem) führen die fiskalischen Rahmenbedingungen unter denen diese Akteure in der Siedlungsentwicklung agieren, in der Summe zu einer dispersen und flächenbeanspruchenden Siedlungsentwicklung. Innerhalb des weiten Feldes der fiskalischen Fehlanreize, die beispielweise im kommunalen Finanzsystem, dem Steuersystem, dem Bodenrecht und raumwirksamen Förderprogrammen liegen, werden in diesem dritten Reformpfad drei Ansatzpunkte diskutiert, die in engem Zusammenhang mit den Reformpfaden eins und zwei stehen und die das Potenzial haben, deren Wirksamkeit zumindest maßgeblich zu verstärken, wenn nicht sogar als zentrale Stellschraube für deren Wirksamkeit anzusehen sind:

  • Erstens sollten über eine aktive und gemeinwohlorientierte kommunale, interkommunale oder regionale Liegenschaftspolitik, die Eigentümerrechte und die Gemeinwohlinteres-sen am Boden- und Immobilienmarkt neu austariert werden. Ziel dabei ist es, über einen preisdämpfenden kommunalen Ankauf der zu bebauenden Flächen wirtschaftliche und rechtliche Gestaltungsspielräume für die Flächenentwicklung zu generieren.
  • Zweitens gilt es eine verbesserte Kostengerechtigkeit zwischen der Innen- und der Außenentwicklung herzustellen. Hierzu sollten vor allem nachfrageseitige Instrumente zur (relativen) Verteuerung der Außenentwicklung und zur Stärkung einer flächensparenden Siedlungsentwicklung systematisch verglichen und bewertet werden. Dazu zählen seit langem diskutierte Instrumente wie die Bodenwertsteuer oder eine Neuerschließungsabgabe, aber auch bisher noch nicht vollständig wissenschaftlich ausgearbeiteter Ansätze. Hier gilt es insbesondere die Potenziale auszuloten, wie auf EU-Ebene vereinbarte Steuerungsmechanismen zum Klimaschutz (Europäisches Emmissionshandelssystem) für die Verringerung der Flächenneuinanspruchnahme nutzbar gemacht werden könnten.
  • Drittens, wird als weitreichendste und voraussetzungsvollste Empfehlung die Prüfung der Einrichtung eines Bund-Länder-Programms Regionalentwicklung vorgeschlagen. Es mangelt in Deutschland nicht an tragfähigen regionalplanerischen Leitbildern, sondern primär an einer wirksamen, d. h. mit Entscheidungsbefugnissen ausgestatteten regionalen Entwicklungspolitik. Unterentwickelt ist eine regionale Entwicklungspolitik, die an den regionalplanerisch geeigneten Standorten durch öffentliche Vorleistungen bzw. Investitionen eine private Investitionstätigkeit anregt und somit die Flächennachfrage regionalplanerisch wirksam bündelt. Ein entsprechendes Bund-Länder-Programm Regionalentwicklung müsste unter Beachtung der kommunalen Planungshoheit im Kern zweierlei leisten: (1) Es müsste wirksame Anreize für zunächst informelle regionale Übereinkünfte (räumliche und programmatische Leitlinien zur Regionalentwicklung) setzen, aus denen sich sinnvolle Maßnahmen der Siedlungsentwicklung ableiten lassen. (2) Es müsste besonders qualifizierte Maßnahmen, die in hohem Maße auf die Ziele der beschlossenen regionalen Leitlinien einzahlen, flexibel bzw. bedarfsgerecht fördern. Nicht als unmittelbar übertragbare, aber immerhin als lehrreiche Vorbilder können in dieser Hinsicht das Schweizer Agglomerationsprogramm (siehe gesonderte Expertise) und die Regionalen in NRW dienen. Auch das angelaufene Bundesprogramm „RegioStrat“ kann als erster Trittstein in die genannte Richtung aufgefasst und diskutiert werden.

Die drei skizzierten Reformpfade wurden daraus abgeleitet, wer bundespolitisch für die entsprechenden Reformen zuständig wäre. Der erste Reformpfad erfordert vorrangig Reformen in der Raumordnungs- und Stadtentwicklungspolitik und damit der Fachpolitik, die dieses MORO initiiert hat. Der zweite Reformpfad erfordert eine Zusammenarbeit mit anderen Politikfeldern unter Federführung der Raumordnungs- und Stadtentwicklungspolitik, während im dritten Reformpfad wesentliche Veränderungen von anderen Fachpolitiken angestoßen bzw. die für diese Veränderungen erforderlichen Ressourcen von anderen Fachpolitiken bereitgestellt werden müssten. Die Akteurskonstellationen, um die aus raumentwicklungspolitischer Sicht sinnvollen Reformen umzusetzen, werden vom ersten hin zum dritten Reformpfad also immer komplexer. Gerade Reformen im dritten Pfad sind voraussetzungsvoller als in den Pfaden eins und zwei, da viele Fachpolitiken an einem Strang ziehen müssen. Zudem geht es um viel Geld, da die Umsetzung eine Umverteilung vorhandener Finanzmittel zugunsten einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung erfordern würde. Zugleich haben sie das Potenzial, maßgeblich zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme und Erhöhung der Flächeneffizienz beizutragen. 

Expertisen

Quelle: Siedlungsfläche der Region Berlin auf Basis von Sentinel-1 und Sentinel-2 Satellitendaten (World Settlement Footprint), Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), CC BY 4.0

Nachhaltige Flächenentwicklung Dekarbonisierung

Ein wichtiger Aspekt des Klimaschutzes und der Klimawandelvorsorge ist die Dekarbonisierung bestehender Systeme und Aktivitäten, um den CO2-Ausstoß insgesamt deutlich zu reduzieren. Ansätze der Stadt- und Regionalplanung, die Dekarbonisierung zu unterstützen, sind beispielsweise die Bereitstellung von Flächen für den Ausbau der erneuerbaren Energien, Leitbilder zur kompakten Siedlungsentwicklung oder der klimaresiliente Stadtumbau. Obwohl solche Ideen und Konzepte in der Raumplanung seit vielen Jahren bekannt sind, werden diese in der Umsetzung häufig aufgeweicht oder ziehen sich in die Länge. Die vorliegende Kurzexpertise zeigt auf, dass das Konzept des ‚Carbon Lock-In‘ eine gute Möglichkeit darstellt, die Hintergründe dieser Umsetzungsdefizite theoriegeleitet aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und zu erklären. Die Expertise kann über diesen Link heruntergeladen werden.

Erfahrungen mit der Steuerung der regionalen Siedlungsentwicklung im Kontext gegenwärtiger organisatorischer und institutioneller Rahmenbedingungen

Im Rahmen des MORO Fläche erproben die Modellregionen Ansätze, wie die Steuerung der regionalen Siedlungsentwicklung verbessert werden kann. Dabei geht es auf der materiellen Ebene um eine Raum- und Siedlungsentwicklung, die z.B. sowohl die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme als auch Wachstumsinteressen berücksichtigt und insofern an verschiedenen Zielen ausbalanciert ist. Auf der Verfahrensebene ist grundlegend, dass die Städte und Gemeinden ganz wesentlich über die Siedlungsflächenentwicklung entscheiden. Insofern ist die regionale Siedlungseintwicklung größtenteils das aggregierte Ergebnis der gemeindlichen Siedlungsflächenentwicklung. Regionale Steuerung bedeutet in diesem Sinne – über die Möglichkeiten der Regionalplanung hinaus – eine systematische Einflussnahme auf die diesbezügliche Entscheidungsfindung in den Städten und Gemeinden auszuüben. Dies reibt sich an der kommunalen Planungshoheit und gelingt nicht ohne Weiteres. Die Kurzexpertise stützt sich auf Interviews mit Praktikern der Regionalplanung/-entwicklung und diskutiert basierend auf deren Erfahrungen mögliche Ansatzpunkte einer regionalen Steuerung der Siedlungsentwicklung. Die Expertise kann über diesen Link heruntergeladen werden.

Quelle: AdobeStock_494836516

Termine und Veranstaltungen

17.06.2025
Dresdner Flächennutzungssymposium

Am 17.06.2025 nahmen Vertreter*innen der Forschungsassistenz am Dresdner Flächennutzungssymposium teil und stellten Schlussfolgerungen aus dem MORO vor. Inhalte waren dabei zuerst die Ziele des MORO und neue Flächenansprüche, welche mit der Siedlungs- und Freiraumentwicklung in Konflikt stehen können. Anschließend wurden die Herausforderungen der Modellvorhaben sowie ihre innovativen Ansätze thematisiert. Zuletzt wurden konkrete Lösungsansätze aufgezeigt. Die Präsentation finden Sie unter folgendem Link: Präsentation.

16.05.2025
Abschlussveranstaltung

Am 16. Mai 2025 fand in Kassel (Landkreis Kassel) die Abschlussveranstaltung des MORO Fläche statt. Neben der Vorstellung der Ergebnisse aus den sieben Modellvorhaben wurden auch inhaltliche Inputs vorgestellt. Abschließend wurden die Ergebnisse kritisch reflektiert und mögliche Lösungsvorschläge diskutiert. Weitere Informationen finden Sie unter folgendem Link: Abschlussveranstaltung.

20.-21.02.2025
Dritter Querschnittsworkshop

 Vom 20. bis 21. Februar 2025 fand in Gerstungen (Werra-Wartburgregion) der dritte Querschnittsworkshop des MORO Fläche statt. Im Rahmen des ersten Workshop-Tages stellten die Modellregionen den aktuellen Stand ihrer Vorhaben vor. Im Mittelpunkt standen eine vorläufige Zwischenbilanz sowie eine Reflexion der erreichten Meilensteine und anhaltenden Herausforderungen. An Tag 2 nahmen auch drei Mitglieder des wissenschaftlichen Projektbeirates teil. Weitere Informationen finden Sie unter folgendem Link: 3. Querschnittsworkshop.

14.-15.11.2024
Zweiter Querschnittsworkshop

Ende 2024 trafen sich die MORO-Beteiligten zu einem zweiten Querschnittsworkshop in Bremen. Zwei Tage lang wurde intensiv über die Fortschritte und Herausforderungen gesprochen, Vorhabenübergreifende Problemstellungen herausgearbeitet und der Blick auch auf die Frage nach Verstetigung der angestoßenen Prozesse gerichtet. Weitere Informationen zum Treffen in Bremen finden sich unter folgendem Link: 2. Querschnittsworkshop.

29.05.2024
Zweites Dialogforum

Im Anschluss an den "Tag der Regionen" haben sich die Beteiligten des MORO Fläche zum 2. Dialogforum in Pforzheim zusammengefunden, um intern über den Projektverlauf, aktuelle Herausforderungen und die nächsten Schritte zu diskutieren. Dabei waren die Modellregionen aufgefordert, eine kritische Zwischenbilanz zu ziehen und die wesentlichen Herausforderungen auf unterschiedlichen Ebenen herauszuarbeiten. Weitere Informationen finden Sie unter folgendem Link: Dialogforum.

27.-28.05.2024
MORO Fläche beim 2. Bundeskongress "Tag der Regionen"

Mit dem Thema "Fläche unter Druck - Interessenkonflikte planvoll lösen" traf der zweite Bundeskongress "Tag der Regionen" in Pforzheim das Kernthema des MORO Fläche. Mit einem Ausstellungsstand und einer Diskussionsveranstaltung war das MORO Fläche beim diesjährigen Kongress vertreten. Weitere Informationen finden Sie unter folgendem Link: Tag der Regionen.

23-24.11.2023
Erster Querschnittsworkshop

Am 23. und 24. November 2023 haben sich 30 Teilnehmende für den Querschnittsworkshop getroffen. Nach einer Begrüßung haben die Vertreter*innen der sieben Modellregionen den aktuellen Stand ihrer Vorhaben präsentiert. Abschließend diskutierten die Teilnehmenden in der Werkstattphase zu folgenden drei Themenbereichen: Kommunikations- und Informationsstrategien, operative Unterstützung, Instrumente zur Schaffung von (weicher) Verbindlichkeit. Weitere Informationen finden Sie unter folgendem Link: Querschnittsworkshop.

19.04.2023
Dialogforum

Das erste Dialogforum bot den teilnehmenden Akteuren des MORO Fläche die Gelegenheit, sich in Präsenz untereinander auszutauschen. Dabei hatte jede Region die Gelegenheit, ihr Vorhaben vorzustellen und auf Fragen und Anregungen zu reagieren. Das Forum wurde zudem durch wissenschaftliche Inputs und eine gemeinsame Arbeitsphase begleitet.

Dezember 2022
Start der Modellvorhaben

Nach der erfolgreichen Bewilligung starten die ausgewählten Modellregionen nun in die aktive Bearbeitung der Themenschwerpunkte. Dabei werden sie durch die Forschungsassistenz in ihren Vorhaben beratend unterstützt.

Juni 2022
Auswahl der Modellvorhaben

Sieben Modellregionen wurden durch eine Fachjury ausgewählt, sich mit ihren Projekten am MORO Fläche zu beteiligen. Bei der Auswahl wurde unter anderem auf unterschiedliche Themenschwerpunkte und Umsetzungsansätze Wert gelegt.

bis Mai 2022
Ausschreibung und Bewerbung

In Zusammenhang mit der Auftaktveranstaltung, welche das Projekt und seinen Rahmen initiierte, begann die Bewergungsphase für interessierte Regionen. Diese konnten ein eigenes Projektkonzept erstellen und bei der Projektleitung einreichen.

Downloadbereich

Auf dieser Seite können Sie die Produkte aus den Modellvorhaben sowie die Expertisen der Forschungsassistenz herunterladen. Zusätzlich finden Sie hier Informationen zu ähnlichen Projekten und Links zu den Homepages der beteiligten Regionen.

 

Zu den Inhalten →

Quelle: AdobeStock_369253259

Auftraggeber

Das Modellprojekt wird im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung durchgeführt. Diese begleiten das Projekt und stoßen Impulse im Forschungsprozess an.

Forschungsassistenz

Die Forschungsinstitute Quaestio, ILS Research und der vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung bilden gemeinsam die Forschungsassistenz des Modellprojekts. Sie führen fachlich und organisatorisch durch das Projekt und koordinieren Prozesse und Kommunikation. Sie betreuen die Modellvorhaben, erfassen die entstehenden Erkenntnisse und führen vertiefende Fallstudien und Expertisen durch.