Der einleitende Vortrag von Dr. Angelika Münter (ILS Research) gibt einen Überblick über das laufende MORO „Regionale Steuerung der Siedlungs- und Freiraumentwicklung“ (MORO Fläche). Viele permanent wirkende und neue gesellschaftliche Treiber führen zu neuen Flächenansprüchen, Zielkonflikten und in der Folge zu einer Stagnation der Anstrengungen zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme. Das MORO „Fläche“ unterstützt sieben Regionen dabei, innovative regionale Lösungsansätze zur Begrenzung des Flächenverbrauchs zu entwickeln und zu erproben. Im Vortrag werden die unterschiedlichen regionalen Ausgangslagen, Problemstellungen und Akteurskonstellationen in den regionalen Modellvorhaben zusammengefasst.
Die anschließende Podiumsdiskussion unter Moderation von Bernhard Faller (vhw e.V.) geht entlang der Beispiele aus den Modellvorhaben im Wesentlichend er Frage nach, wie es gleingen kann, dass regionale Ziele einer flächensparenden bzw. -effizienten Siedlungsentwicklung verbindlicher in der kommunalen Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. Das MORO Fläche konzentriert sich nicht auf Planungskonzepte, die bereits in großer Zahl und Vielfalt existieren, sondern auf die Unterstützung der tatsächlichen Umsetzung solcher fachlicher Konzepte und weiterer Ansätze, die auf eine Reduzierung der Flächeninanspruchnahme abzielen.
Die Ansätze der einzelenen Modellvorhaben reichen dabei von verschiedenen Formen der Wissensvermittlung (Expertenbeiräte, interkommunal abgestimmte Fachkonzepte, Aufzeigen positiver Beispiele, Glossare, Arbeitshilfen und Leitfäden) über Zertifizierungsprogramme bis hin zur operativen Unterstützung der Kommunen bei Aufbau und Pflege von Datenbanken, Innenentwicklungsfonds und Flächenmanagement. Dabei ist den Modellvorhaben wichtig, entsprechende Themen (wieder) positiv zu konnotieren und auf die Agenda der Kommunen zu setzen sowie sinnvolle und hilfreiche Unterstützungsleistungen anbieten zu können. Es wird berichtet, dass eine solche operative Unterstützung der Kommunen durch die Region einen Nerv treffen würde und somit dazu beitragen könne, Handlungsansätze und Konzepte in die Umsetzung zu bringen, auch wenn diese keine kommunalen Pflichtaufgaben darstellen. Häufig blieben solche Aufgaben liegen, weil die knappen Personal- und Finanzressourcen eine Priorisierung der Tätigkeiten erfordern würden. Diese Unterstützung kann beispielsweise arbeits- und wissensintensive Prozesse beinhalten, die durch Bündelung von Personal und Fachexpertise auf der regionalen Ebene für die Kommunen bereitgestellt werden kann.
Quelle: T. Milde
Bei all diesen Überlegungen und Vorhaben muss mit Widerständen und Zögern seitens der Kommunen gerechnet werden. Personalmangel und vielfältige neue Aufgaben sind zunächst ein Hemmnis für den Aufbau oder die Stärkung einer regionalen Zusammenarbeit oder gemeinsamen Organisationsstruktur, die häufig erst mittel- bis langfristig eine Entlastung darstellen. Ebenso ist die Sorge vor Einmischung „von oben“ bisweilen sehr hoch. Insbesondere bei interkommunalen Vorhaben und regional geteilten Ressourcen müssen Anreizsysteme und sinnvolle Ausgleichsmechanismen transparent diskutiert und abgestimmmt werden.
Die Frage, wie wirksam informelle Konzepte sind und wo ihre Grenzen liegen, steht häufig im Raum. Die vorgestellten Modellvorhaben versuchen allesamt, durch konkrete Beratung und Einklinen in und Unterstützen von operative(n) Prozessen gewünschte Entwicklungen in der Region anzustoßen. Darüber hinaus bedarf ed jedoch auch einer Diskussion über eine verstärkte bundes- und landespolitische Flankierung dieser Bemühungen, um die Lenkungsfunktion zu stärken und eine Reduzierung der Flächeninanspruchnahme in der Siedlungs- und Freiraumentwicklung zu erreichen.
Quelle: T. Milde